24. November 2024 Alles muss raus!

Was ist Kreativität? – Aufstieg eines Begriffs

Auf dem Plan stehen zahllose psychologische Helfer, den den Prozess der Kreativität in der Form des bloßen Problemlösens (von welchen Problemen auch immer) sehen und entsprechende Techniken der Lebensbewältigung anbieten, die man, so gut es geht, zu formalisieren weiß. Der Bildungsforscher Hartmut von Hentig sieht im Begriff der Kreativität und seiner Verwendung ein ‘Heilswort’ der gegenwärtigen Epoche: "Es steckt noch voller Versprechungen. Jeder weiß es zu nutzen, keiner mag es entbehren, keiner kritisiert es. Es ist gleichermaßen beliebt bei Technikern und Umweltschützern, Wirtschaftsführern und Pädagogen, den schwarzen, roten, grünen und blaugelben Parteien" (Hentig, S. 10).

Auf dem Plan stehen zahllose psychologische Helfer, den den Prozess der Kreativität in der Form des bloßen Problemlösens (von welchen Problemen auch immer) sehen und entsprechende Techniken der Lebensbewältigung anbieten, die man, so gut es geht, zu formalisieren weiß. Der Bildungsforscher Hartmut von Hentig sieht im Begriff der Kreativität und seiner Verwendung ein ‘Heilswort’ der gegenwärtigen Epoche: "Es steckt noch voller Versprechungen. Jeder weiß es zu nutzen, keiner mag es entbehren, keiner kritisiert es. Es ist gleichermaßen beliebt bei Technikern und Umweltschützern, Wirtschaftsführern und Pädagogen, den schwarzen, roten, grünen und blaugelben Parteien" (Hentig, S. 10). Den Begriff der Kreativität hat ein ähnliches Schicksal ereilt wie den der "Kultur" (der reicht von der Hoch-, über die Ess- bis zur Unternehmenskultur) oder den der "Bildung" (Schule, Menschenbildung, Erziehung; moralische, technische Bildung; Bildung des Herzens …). Vor Jahrzehnten erging es dem Begriff der Aufklärung nicht anders. Eine eigentümliche Dialektik scheint in diesen Begriffen zu liegen. Aufstieg und Verfall begleiten sie in einem Zug.

Hentig sieht in einem inhaltsgefüllten Begriff der Kreativität eine Tätigkeit, die "sich nicht in den Dienst einer herrschenden Ordnung oder gegebenen Einrichtung nehmen [lässt]. Ein Produkt einer solchen – zum Beispiel des Marktes oder der Schule  – kann sie nicht sein" (Hentig, S. 68). Sein Resümee fällt noch weit skeptischer aus: "Es läßt mich vermuten, daß uns an wirklicher Kreativität gar nicht so viel liegt. Sie bringt ja so viel eigene Probleme, Schwierigkeiten, Unregelmäßigkeiten mit sich!" (Hentig, S. 70) Noch spitzer formuliert: Wer kreativ ist, ist vor allem unbequem. Wendet man den Begriff der Kreativität auch auf künstlerische Tätigkeiten in dieser Weise an, so bleibt von den gegenwärtigen Kulturprodukten nicht viel übrig.

Ein Beispiel: Die Musikindustrie wirft jeden Tag im Bereich der Musik eine große Anzahl von Erzeugnissen auf den Markt. Will man wirklich jedem dieser Erzeugnisse die Ehre des "kreativen Schaffens" verleihen? Nicht alles, was klingt, ist ein künstlerisches Produkt, sondern einfach erst einmal ein bloß klingendes. Diese Produkte des "Kunsthandwerks" werden vor allem kreativ kommuniziert, damit sie verschieden genug voneinander sind um überhaupt wahrgenommen zu werden und bewerbbar zu sein. Allein in Deutschland gibt es mindestens 50.000 musikalische Urheber, die durch die GEMA vertreten werden. Doch dürfte es einigermaßen schwer fallen, alle deren Erzeugnisse als genuin kreative Leistungen anzusehen. Kulturindustrie und Kreativität schließen sich gegenseitig aus. Das Phänomen dieser "Nutzen- und Markt-Kunst", ist in der modernen Mediengesellschaft eklatant, war jedoch auch Ende des 18. Jahrhunderts bemerkt worden. In seinem zweiten Brief –Über die ästhetische Erziehung des Menschen" von 1795 bemerkte Friedrich Schiller:

"… denn die Kunst ist eine Tochter der Freiheit, und von der Notwendigkeit der Geister, nicht von der Notdurft der Materie will sie ihre Vorschrift empfangen.

Jetzt aber herrscht das Bedürfnis und beugt die gesunkene Menschheit unter ihr tyrannisches Joch. Der Nutzen ist das große Idol der Zeit, dem alle Kräfte fronen und alle Talente huldigen sollen. Auf dieser groben Wage hat das geistige Verdienst der Kunst kein Gewicht, und, aller Aufmunterung beraubt, verschwindet sie von dem lärmenden Markt des Jahrhunderts" (Schiller, S. 6). Ein halbes Jahrhundert später beklagte sich der Amerika-Reisende Alexis de Tocqueville über die unaufhaltsame Ausbreitung einer Literaturindustrie. Man wird kaum unterstellen können, dass dies gleichbedeutend sei mit einer erheblichen Zunahme künstlerischer Kreativität.

Der Witz bei der Frage nach dem Begriff der Kreativität ist es, dass es ihn – bezogen auf künstlerische Leistungen – bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts so gut wie gar nicht gibt. Man findet ihn nicht in Abhandlungen ästhetischer Theorien. Er wird in den ästhetischen Schriften Kants, Hegels, Schillers oder Schopenhauers und Nietzsches überhaupt nicht gewürdigt. Auch beispielsweise bei Kandinsky, Adorno oder Danto sucht man vergeblich nach der Verwendung des Begriffs der Kreativität. Kreativität scheint ein philosophisch und ästhetisch uninteressanter, ja unnützer Begriff zu sein, der simpel verwendet eben kein Differenzierungspotential zu besitzten scheint. Die Konjunktur dieses Begriffs seit Mitte des letzten Jahrhunderts setzt mit der Entstehung der amerikanischen Kreativitätsforschung ein. Grundlage für seine wissenschaftliche Aufbereitung war die Kritik sogenannter Intelligenz-Tests. Diese hatten die Messbarkeit von Intelligenz zu objektivieren zum Ziel und waren somit nicht in der Lage, zwischen "erwarteter und unerwarteter, eigenwilliger, ungewöhnlicher Leistung zu unterscheiden" (Hentig, S. 15). Es konnte immer nur bekannte Lösungswege geben, Abweichungen – die ja unterschiedlichste und gültige Motivationen haben können – sind Fehler und vor allem unangenehm. "Man versteht, warum Lehrer einen Schüler mit hohem IQ einem Schüler mit hoher Kreativität vorziehen "unabhängig davon, welchen Rang sie der Kreativität in ihrer Bildungstheorie einräumen. Der eine tut, was er soll, der andere, was er will" (Hentig, S. 20).

Interessant ist auch die zeitliche Konvergenz der Konjunktur des Begriffs der Kreativität mit Arbeiten, die sich mit dem Niedergang des Individuums und dem Zerfall der Öffentlichkeit sowie der rasanten Entwicklung der Kulturindustrie beschäftigen – ein Zufall ist das nicht. Wie als ein kompensatorischer Begriff scheint man mit der Inflation von Kreativität dem schwindenen Konzept eines mündigen, sozialen, selbstverantworteten Lebens entgegenzutreten. Hobbies gelten seither als besonders kreative Inseln im Meer einer verwalteten Welt. Kreativität wird zur Ersatzreligion in einer sich immer weiter zersplitternden Gesellschaft, zu einem Zauberwort.

Dem Begriff der Kreativität wieder eine Ehre zukommen zu lassen, die er offenbar nie hatte, erforderte meines Erachtens seine Reduzierung und Verdichtung, wenn er nicht alles und damit nichts mehr erfassen soll. Dazu gehörte auch die Abkopplung von Phänomenen anthropologischer Binsenweisheiten (so wie Kinder unermüdlich in ihrer Entwicklung Probleme lösen müssen und dabei wie von selbst "kreativ" zu sein gezwungen sind). Dann ließe sich auch ohne weiteres anschließen an die philosophische und soziologische Tradition: Ästhetisch zum Beispiel, wenn man auf Kants Begriff der "Einbildungskraft" zurückweist, den des "Spiels" und der "Freiheit" (Schiller, Plessner), der "Unbeherrschbarkeit" und des "Anderen" (Adorno) oder sozial über den Begriff des "Eigensinns" und des "Unterscheidungsvermögens" (Kluge/Negt). Kreativität wäre beispielsweise Ausdruck kritischen künstlerischen Denkens. Kreativität, in Zusammenhängen eines nur verwertenden Handelns verstanden, kann sich nicht als gesellschaftliche Kulturleistung artikulieren. Dafür wäre vielmehr eine Gesellschaft gefordert, die Kreativität und Kultur als einen Kommunikations- und Produktionsbegriff begreift: "Kultur als Ackerbau der gesellschaftlichen Sinne" nennt dies der Soziologe Oskar Negt (Negt, S. 484 ff.). Nur als gesellschaftliche und zugleich vergesellschaftete Arbeit anerkannt kann Kreativität wieder zu Ehren kommen. Andernfalls gehen Kultur und Kunst zunehmend in bloßer Werbung, Bildung in Dressur zu Opportunismus, Kreativität in pseudospontanes Grimassenschneiden von Geldwerten auf.

Ausgewählte Literatur:

Theodor W. Adorno: Ästhetische Theorie, Frankfurt/M. 1973.
Arthur C. Danto: Die Verklärung des Gewöhnlichen. Eine Philosophie der Kunst, Frankfurt/M. 1991.
G.W.F. Hegel: Einleitung in die Ästhetik, München 1985.
Hartmut von Hentig: Kreativität, Hohe Erwartungen an einen schwachen Begriff, München/Wien 1998.
Max Horkheimer: Zur Kritik der instrumentellen Vernunft, Frankfurt.M. 1985.
Wassily Kandinsky: Über das Geistige in der Kunst, Neuilly-sur-Seine 1952.
Immanuel Kant: Kritik der Urteilskraft, Frankfurt/M. 1974.
Alexander Kluge / Oskar Negt: Geschichte und Eigensinn, Frankfurt/M. 1996.
Oskar Negt: Arbeit und menschliche Würde, Göttingen 2001.
Helmuth Plessner: Diesseits der Utopie, Frankfurt/M. 1974.
Friedrich Schiller: Über die ästhetische Erziehung des Menschen, Stuttgart 1989.
Charles Taylor: Wieviel Gemeinschaft braucht die Demokratie. Aufsätze zur politischen Philosophie, Frankfurt/M. 2002.
Alexis de Tocqueville: Über die Demokratie in Amerika, Stuttgart 1985.

Erschienen in Politik & Kultur Ausgabe wasweissich >>> http://www.puk-online.net/

kritische masse newsletter

Wir senden keinen Spam! Erfahre mehr in unserer Datenschutzerklärung.

4 Kommentare

  1. Kreativität

    Ein sehr anregender Artikel, danke, Martin! Ich möchte mir aber doch erlauben, einige kritische Anmerkungen dazu machen; vielleicht können sie weiter diskutiert werden.

    Dass der Begriff der Kreativität erst nach 1945 aufkam, hat möglicherweise auch damit zu tun, dass es ein Fremdwort ist, und Fremdwörter waren seit dem Versailler Frieden in Deutschland verpönt (Fernsprecher-Telefon, Bahnsteig-Perron, Auto-Kraftwagen, Fahrerlizenz-Führerschein – Hitler hatte offenbar einen). Früher hieß Keativität noch titanisch “Genialität”, oder einfach “Schaffenskraft”, und das Wort für “kreativ” war damals ganz klar “schöpferisch”. Das ist religiös konnotiert und gilt deshalb heute als altmodisch. “Kreativität” ist auch ein typisches EU-Wort, das (miss-)verstehen alle. (“Uraufführung” heißt auf Französisch “création” – Schöpfung.)

    Was Hentig da offenbar sagt über den schwachen Begriff der Kreativität, hat der von Dir erwähnte Adorno schon ein halbes Jahrhundert früher und schärfer formuliert, z.B. in “Kritik des Musikanten”, wo er sich über die Werkelei lustig macht, wie sie in der “musikalischen Jugendbewegung” gepflegt worden war und nach 1945 wieder aufkam. (Adorno: “Dass einer fidelt soll wichtiger sein, als was er geigt.” – Da kommen mir auch einige Netzwerk-Musik-Aktivitäten in den Sinn…) Merkwürdig ist nur, dass Hentig mit seiner Reformpädagogik selbst nach dem Dunstkreis dieser Bewegung riecht (in der Odenwaldschule kam dann alles zu einem ungenießbaren Gebräu zusammen).

    Das aber eher nebenbei. Das große Problem scheint mir zu sein, dass solche Überlegungen sich nie richtig vom idealistischen Kunstverständnis Schillers u.a. lösen können. Der große Schiller befeuert das Denken und ist unglaublich suggestiv, aber eben ein Idealist, der unter den Lebensverhältnissen litt und über die schöne Formulierung einer Utopie zwangsläufig nicht hinauskam. Ich finde, man sollte seine Gedanken immer im Hinterkopf behalten, aber man sollte sie nur mit großer Vorsicht in die gesellschaftliche Praxis einbringen. Sonst landet man schnurstracks beim unlösbaren Widerspruch “Hier der freie Geist und die Idee, dort die schäbige Realität”. Das führt aber in das Gebiet der Religion, denn hier ist diese Zwei-Welten-Theorie zu Hause, und nicht in der Kulturpolitik. Die Hoffnung, aus diesem “unglücklichen Bewusstsein” des Idealismus  einen wie auch immer gearteten Impuls zur kollektiven Veränderung der Realität hin zum “Guten” zu ziehen, scheint mir spekulativ, unter Umständen sogar gefährlich (der Pferdefuss jeder Kulturpolitik und jeder Pädagogik). Das muss jeder Einzelne für sich entscheiden, man kann ihm höchstens ein wenig helfen, die Augen zu öffnen. Wenn der Einzelne das von Schiller geforderte moralische Empfinden nicht hat, nützt es nichts, wenn man es ihm per Verordnung beibringen will. Das wäre der diktatorische Zwang zum Glück (Calvin, Rousseau, Roberspierre, Wilhelminismus, Sozrealismus, islamischer Gottesstaat). Es ist interessant, dass sich seit dem späten 19. Jh. gerade die links angehauchten Liberalen (oder liberalen Linken) auf Schiller bezogen haben, denn damit glaubten sie offenbar, deutsche Aufklärung, griechische Schönheit und Sozialismus light (“Gleichheit aller Menschen”) miteinander versöhnen zu können. Was auch wieder eine idealistische Konstruktion ist. Aber immerhin noch besser als die nationalistisch-nationalsozialisische Tradition von “Alle Menschen werden Brüder” mit der Neunten.

    Diese idealistische Tradition führt dann zu dem einengenden Kulturbegriff, bei dem heute der “Wert der Kreativität” nur den Akten zugeschrieben wird, die sich gegen die “herrschende Gesellschaft”, d.h. gegen die Realität als solche, die naturgemäß immer als unzulänglich empfunden wird, richten. Deswegen bin ich mit Deinen Schlussfolgerungen, Martin, nur teilweise einverstanden. Denn Kreativität reicht meines Erachtens viel weiter. Auch eine Ingenieursleistung, die einen Brückenbau (oder Bahnhofsbau…) ermöglicht, ist für mich kreativ. Ein idealistischer Linker oder Grüner muss das schlecht finden, weil damit ja das “herrschende System” (Bauwirtschaft! Autoindustrie! Umweltverschandelung!) unterstützt wird und es angeblich keine emanzipatorische Wirkung hat. Hat es aber natürlich, denn die Menschen, die die Brücke benutzen, können sich dadurch Umwege und Kraftaufwand sparen. Aber ich verstehe, für den idealistischen Traum vom ewigen Frieden ist das nicht relevant.

    Man kann Kreativität doch nicht aufs “befreiende Singen” oder ähnlich reduzieren. Kreativ ist für mich jeder Handwerker und jeder IT-Spezialist, der etwas Brauchbares, d.h. Nützliches, zustandebringt. Zum Beispiel Du mit Deinem Blog hier oder bei der NMZ. Und das Kreativste überhaupt ist vielleicht ein Kind, damit erneuert sich der Mensch selbst. Es kann doch nicht sein, dass die Schreiber einer dialektisch das herrschende System negierenden Partitur die Kreativität für sich allein reklamieren, das ist doch nichts als Papierware. Aber dann gibt es auch die kollektive Kreativität, zum Beispiel die Konstruktion einer ganzen Epoche wie der Renaissance: Das ist für mich ein ungeheurer kreativer Akt der Menschen, auch wenn es da en masse verbrecherische Herrscher, räuberische Heerführer, korrupte Päpste und weiß nicht was alles an Bösem gab. Aber die Menschheit besteht bekanntlich nicht nur aus Guten, auch wenn das heute manchmal übersehen wird. Dasselbe gilt in meinen Augen auch für den Aufbau der USA und des dortigen Kapitalismus. Das war nach der Renaissance das nächste weltgeschichtliche Beispiel einer kollektiven, zukunftsweisenden Kreativität. (Ich höre jetzt die entsetzten Protestschreie der Gerechten.) Dieses System hat uns allen – schon bis in weite Teile der rückständigsten “Entwicklungsländer” hinein – nicht nur unvorstellbare Lebenserleichterungen gebracht, sondern – als Gegenmodell zum europäischen Absolutismus, unter dem ja auch Schiller litt  – auch erstmals in der Geschichte ein Freiheitsideal gesellschaftlich realisiert, das trotz Diktaturen aller Art noch immer gültig ist. Dank seinem riesigen Wirtschaftspotenzial konnte uns das “Mutterland des Kapitalismus” obendrein auch von den atavistischen Nazis befreien. Das war doch auch kreativ, oder? (Entspricht zwar nicht dem Kreativitätsbegriff von Herrn von Hentig.) Dass die kapitalistische Epoche enorme Schattenseiten hat (vielleicht noch größere als die Renaissance), kann man nicht wegdiskutieren. Es wird ja alles immer größer. Aber die Gesamtbilanz ist für uns offenkundig besser als die von Dschingiskhan, Stalin, Hitler, Mao, Assad usw. Ich hätte bei denen nicht leben mögen. Das System ist eben kreativer…

    So zu tun, als sei das Ganze falsch und müsse sich deshalb unfreien Modellen (sozialistische Gleichmacherei, Stammeswesen, China, arabischer Gottesstaat, etc.) anpassen, halte ich für eine Form von Dekadenz. Das meinte auch Adorno nicht mit seinem Spruch “Das Ganze ist das Unwahre”. Es ging ihm stets darum, die Widersprüche auszuhalten und sich nicht in romantische Wunschvorstellungen zu flüchten. Zu den heutigen Wuschvorstellungen gehören Internet-Piratenaktionen, gesellschaftskritische Partituren oder die Aufforderung, Ackermann zu hassen. Das wirkt zwar punktuell destruktiv, begeistert die Gruppe der Gleichgesinnten (“Netzgemeinde”, “Avantgarde”) und schafft ein wenig mediale Aufregung. Doch es bewirkt nichts, und den Angegriffenen kann es egal sein. Warum? Weil es nur “gegen etwas” und nicht “für etwas” ist, mit anderen Worten, es schafft nichts Neues. Damit ist es nicht kreativ, genausowenig wie die Produktion von geistlosem Massenschrott, die Du zu Recht kritisierst.

  2. Oh das sit viel Stoff, Max.

    Oh das sit viel Stoff, Max. Ich stimme dir in vielen Punkten der Korrektur direkt zu. Aber sofort kann ich noch nicht replizieren. Ein bisschen Geduld.

  3. Stichwort “Kreativität”

    Hier ist ein Musterbeispiel für das von Dir kritisierte Konzept von Kreativität: Ein medial gesteuerter Aktionismus, der den Menschen vorgaukelt, sie seien “Künstler”, wenn sie sich diesem kulturellen Club Med anschließen:

    http://youtu.be/M6KUi8SrUyI

  4. ARTE ist renitent

    Haha, ARTE, die werden leider auch noch immer schlimmer, wenn man denkt, es geht nichts mehr, kommt jetzt noch der Artist bei ARTE daher. Sehr lustig.

     

    PSSST: Habe mich natürlich sofort beworben.

Kommentare sind geschlossen.