Musik: Beethoven, Streichquartett cis-moll, erster Satz
Sprecher: Dar Bereich der großen Kunst-Musik ist ein heiliger Bezirk. Komponisten gelingt es durch das faszinierende Kombinieren von Tönen Werke höchster Kunstfertigkeit herzustellen.
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Sprecher: E-Musik, das ist Ernste, elitäre, ja eigentlich auch Ehrfurchts-Musik; E-Musik, das ist Musik vor der man sich durchaus fürchten kann. Jeder zarten Seele tut es weh, wenn jemand einfach drüber spricht. Pssst! Musik: Beethoven, Streichquartett cis-moll, erster Satz wieder aufblenden
Sprecher: Ja, diese Musik kann Angst und Bange machen, so deprimierend schön ist sie. So eine Musik ist anstrengend. Die kostet einen Kopf und Sinne. Der Philosoph nennt so etwas eine Überbietungsästhetik aus dem Geiste eines Genies. Doch wir leben momentan in der Zeit der großen Vereinfachungen, in einer Zeit musikalischer Geschmacks- und Bremskraftverstärker. Das klingt dann eben so wie bei dem Amerikaner Phil Glass.
Musik: Phil Glass, Metamorphosis 2
Sprecher: Schön einfach. Ach so einfach, so schön. Bitte das nächste Stück von Herrn Glass.
Musik: Phil Glass, Metamorphosis 3
Sprecher: Wunderbar, und so ganz anders. Das versteht man wie von selbst. Exzellenter Tonsatz, bitte das nächste Stück.
Musik: Phil Glass, Metamorphosis 4
Sprecher: Ganz toll. So einfach könnte Musik sein. E-Musik, das ist gegebenenfalls nur einfache oder einfallslose Musik. So bahnen sich denn Scharlatane ihren Weg in die heilige Musikwelt. Dort trifft Metallica die ehrenwerten Berliner Philharmoniker und bringt sie in die Charts. Auch die dubiosen Texte von Rammstein paaren sich neuerdings lustvoll mit den Dresdner Sinfonikern. Das wirkt idiotensicher und funktioniert bestens nach den Gesetzen des Marktes. Nivelliert und senkt also die Niveaus: Bohlen ist Beethoven, Eggert ist Trojahn, Scharlatan ist Genie. Die ästhetische Eiszeit ist längst eingeläutet.
Musik: Krenek, Viertes Streichquartett, erster Satz Anfang, (1923)
Nachzuhören als Real-Audio im Rahmen von taktlos – dem musikmagazin des bayerischen rundfunks und der neuen musikzeitung