Der Abschied ist leise, kaum einer hat ihn bemerkt, niemand hat sich dagegen aufgelehnt. Mit Wolfgang Rihm und Siegfried Matthus haben zwei prominente Komponistenpersönlichkeiten den Aufsichtsrat der GEMA verlassen, beziehungsweise sind in einer Stellvertreterrolle (Rihm) auf der Ersatzbank gelandet. Wir bedanken uns für die geleistete Arbeit im Namen aller musikalischen Urheber. Macht’s gut und noch ein schönes Wochenende. Denn man hat von Seiten der Neuen Musik Szene einen adäquaten Ersatz gewählt bekommen: Enjott Schneider, den Komponisten des besetzungstechnisch aufwändigsten Werkes der Gegenwart, der Glockensinfonie „Lied an das Leben” (1998), für Soli, Chor, Orgel und großes Sinfonieorchester, nach Texten aus dem Konzentrationslager Buchenwald – mit rund 500 Mitwirkenden das größte sinfonische Werk. Aber wo sind denn die andern aus der sogenannten E-Musik?
Die Lachenmanns, die Zenders, die Spahlingers, die Eggerts…? Hat wirklich keiner Lust gehabt, für die Wahl in den Aufsichtsrat der GEMA sich bereit zu stellen, oder war da gar eine Angst, nicht gewählt zu werden? Man kann es ja verstehen, Komponieren und Verwalten, Komponieren und gute Bedingungen für Komponisten schaffen, das sind drei Dinge, die nicht gut zusammenpassen wollen, nicht wahr? Das überlässt man dann lieber einem Jörg Evers, dem Komponisten von Filmmusiken zu „Werner-Beinhardt“, „Voll Normaal”, „Manta Manta“ oder „Ballermann 6”. Wo bleibt da ihre Kontrakadenz, Herr Lachenmann? Aber was soll‘s, im GEMA-Statement von Enjott Schneider wird gezeigt, welchen Platz die „Neue Musik“ einnehmen möge: „,Neue Musik‘ sollte sich attraktiver machen und statt eines 5-Prozent-Publikums jene weiteren 30 Prozent zurückgewinnen, die aus Frustration vor einem zu verengten Begriff zeitgenössischer Musik dann zu ,musealen Musikformen‘, zu Popmusik oder zu Crossover-Musik sich zurückgezogen haben… Mehr Wirkungsästhetik statt selbstreflexive Werkstrukturen.” Eben! Wer wirken will, muss wirken wollen und wer mitwirken will, muss auch mitwirken wollen. Also später nicht zetern, jammern und klagen: über die GEMA, über das System und dass die Welt so ungerecht ist – wer seine Rechte nicht wahrnimmt, wird seine Rechte nicht wahrnehmen können.
neue musikzeitung: Originalquelle
Der Abschied ist leise, kaum einer hat ihn bemerkt, niemand hat sich dagegen aufgelehnt. Mit Wolfgang Rihm und Siegfried Matthus haben zwei prominente Komponistenpersönlichkeiten den Aufsichtsrat der GEMA verlassen, beziehungsweise sind in einer Stellvertreterrolle (Rihm) auf der Ersatzbank gelandet. Wir bedanken uns für die geleistete Arbeit im Namen aller musikalischen Urheber. Macht’s gut und noch ein schönes Wochenende. Denn man hat von Seiten der Neuen Musik Szene einen adäquaten Ersatz gewählt bekommen: Enjott Schneider, den Komponisten des besetzungstechnisch aufwändigsten Werkes der Gegenwart, der Glockensinfonie „Lied an das Leben” (1998), für Soli, Chor, Orgel und großes Sinfonieorchester, nach Texten aus dem Konzentrationslager Buchenwald – mit rund 500 Mitwirkenden das größte sinfonische Werk. Aber wo sind denn die andern aus der sogenannten E-Musik?
Die Lachenmanns, die Zenders, die Spahlingers, die Eggerts…? Hat wirklich keiner Lust gehabt, für die Wahl in den Aufsichtsrat der GEMA sich bereit zu stellen, oder war da gar eine Angst, nicht gewählt zu werden? Man kann es ja verstehen, Komponieren und Verwalten, Komponieren und gute Bedingungen für Komponisten schaffen, das sind drei Dinge, die nicht gut zusammenpassen wollen, nicht wahr? Das überlässt man dann lieber einem Jörg Evers, dem Komponisten von Filmmusiken zu „Werner-Beinhardt“, „Voll Normaal”, „Manta Manta“ oder „Ballermann 6”. Wo bleibt da ihre Kontrakadenz, Herr Lachenmann? Aber was soll‘s, im GEMA-Statement von Enjott Schneider wird gezeigt, welchen Platz die „Neue Musik“ einnehmen möge: „,Neue Musik‘ sollte sich attraktiver machen und statt eines 5-Prozent-Publikums jene weiteren 30 Prozent zurückgewinnen, die aus Frustration vor einem zu verengten Begriff zeitgenössischer Musik dann zu ,musealen Musikformen‘, zu Popmusik oder zu Crossover-Musik sich zurückgezogen haben… Mehr Wirkungsästhetik statt selbstreflexive Werkstrukturen.” Eben! Wer wirken will, muss wirken wollen und wer mitwirken will, muss auch mitwirken wollen. Also später nicht zetern, jammern und klagen: über die GEMA, über das System und dass die Welt so ungerecht ist – wer seine Rechte nicht wahrnimmt, wird seine Rechte nicht wahrnehmen können.
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